Am Ufer des Mains
Am Wasser weilen
und verblasste Erinnerungen
mit den Wellen reiten lassen.
Mit geschlossenen Augenlidern
von den Wogen getrieben werden
und weitere Flüsse erreichen.
Bis eine neue Landschaft mir erscheint
und ich mit geöffneten Augen
den neuen Ort bestaune.
Ich tauche in die Welle ein
und träume von anderen Gewässern
im Rauschen des Wassers.
In meinen Erinnerungen versinke ich
in einer vergangenen Welt erwache ich,
sitzend, an einem Strand, lang und verlassen
Das alte Fischerhaus erkenne ich wieder,
aber der Fischer und seine Familie –
sie sind nicht mehr da.
Sind auch sie fort zum fremden Ufern?
In einer neuen Heimat?
In einem neuen Zuhause?
Ich raste am Rande eines neuen Ufers
um die Stille des Ortes auszukosten,
nach neuen Erinnerungen zu stöbern.
Ich bewundere die Strömung des Wassers
mit seinen silbernen
gekräuselten Wellenkämmen.
Seiner Stimme lausche ich,
bis meine Gedanken, von der Flut verschlungen,
mit in die Tiefe gerissen werden.
Wie ein Papierschiff lasse ich mich
von den Wogen schaukeln, bis weitere
Erinnerungen wie die Wellen am Ufer zerbrechen.
Hohe weiße Berge blenden meine Augen.
Mein Körper zittert vor Kälte.
Ich treibe im fremden Gewässer.
Das Gletscherwasser hat die Bäche
in Flüsse verwandelt. Mein Körper
wird von rauschenden Fluten getrieben.
Diese Landschaft ist mir nicht fremd!
mit träumenden Augen
bewundert hatte ich sie einst.
Als ich damals das Land bereiste,
bevor ich meine neue Heimat fand am Main.
Meine allererste, unvergessliche Reise.
Meine Glieder werden starr in den eisigen
Gewässern. Heimweh erwacht in mir.
Fort von hier, zurück in die Wärme.
Aber das Mittelmeer ist unerreichbar.
Meine Phantasie gleitet im Rhythmus
der Wellen und erreicht ihr Ziel.
Sie treibt mich an den Main zurück, dort,
wo meine Traumreise begann. Geborgen,
weile ich weiterhin am Ufer des Mains.
Venera Tirreno
(Frankfurt am Main, den 27.4.16 /24.8.2015/13.10.15)