Literatur Club

Pupuze Berber

Pupuze Berber (P. B. Fuchs) wurde in einem Dorf im Pontischen Gebirge geboren. Dort wuchs sie auf, bis der Vater seine Familie nach Deutschland holte. In einer mittelgroßen deutschen Stadt in Ostwestfalen, kämpfte sie mit der fremden Sprache und hatte Anpassungsprobleme, die sich später in einer Rebellion gegen die Familie richteten. Ärzte und Psychologen halfen nicht das Kind in das hiesige System hineinzupressen. Die verzweifelten Eltern holten sich darauf die Hilfe von Geisterbeschwörern. Einer dieser Experten bescheinigte die Besessenheit des Kindes von einem nicht so ganz gottlosen Dschini, was die Eltern dankbar annahmen und gerne als Entschuldigung erzählten, auch dem Kind gegenüber.
Sie nahm es nicht sehr genau mit der Wahrheit, schmiss die Schule ohne sie zu beenden, zog aus dem Elternhaus aus, verdiente sich mit Gelegenheitsjobs ihren Lebensunterhalt.

Inzwischen ist sie ausgewachsen. Sie lebt und schreibt in der Nähe von Frankfurt.

Alexandra Arenas

Ihre Essenz ist die Poesie.

Kolumbianische Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin, arbeitete zunächst für Zeitungen und Fernsehen in Bogotá und Medellín.
In Deutschland war sie Moderatorin und Journalistin für das spanisch-sprachige Ausländerprogramm des Hessischen Rundfunks und für die Deutsche Welle Lateinamerika tätig.
Derzeit arbeitet sie als Spanischlehrerin in unterschiedlichen

Joanna Manc

Sie wurde 1959 an der polnischen Ostsee in Gdynia (bei Danzig) geboren. Schon mit ein paar Jahren tanzte sie, wenn sie Musik hörte, also schickten sie die Erwachsenen in eine Tanzschule. Seitdem nahm sie ihr Leben lang Tanzunterricht. Als ihre Mutter in die BRD ausreiste, blieb sie bei der Großmutter, der wichtigsten Bezugsperson ihrer Kindheit, die später auch ihr Schreiben beeinflusste.  Im Alter von neun Jahren folgte Joanna ihrer Mutter nach Deutschland (Frankfurt am Main). Sie lernte schnell Deutsch, litt aber an Heimweh und besuchte immer wieder die Großmutter in Gdynia. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik, Slawistik und Romanistik, brach das Studium aber ab. Von 1991 bis 1993 lebte sie in Griechenland (Athen und Rhodos), wo sie Deutschunterricht gab und in einer Tanzschule für professionelle Tänzer trainierte. Seit 1994 arbeitet sie als Übersetzerin polnischer Literatur ins Deutsche und schreibt in polnischer und deutscher Sprache. Ihre Gedichte sind in mehreren polnischen Kulturzeitschriften und in einer deutsch-polnischen Anthologie erschienen. Sie lebt in Frankfurt am Main.

Tina Maggio

Tina Maggio wurde im Vordertaunus geboren und wuchs dort mit ihren zwei Geschwistern auf. Ihre Eltern kamen in den 60er Jahren als Gastarbeiter aus Italien in die Möbelstadt, wie Kelkheim damals genannt wurde. Als Jugendliche litt sie darunter, nicht die gleichen Freiheiten genießen zu können wie ihre Altersgenossinnen. Sie malte wahnsinnig gerne und hätte in diesem Bereich einen Beruf erlernen wollen, doch ihr fehlte die elterliche Unterstützung. In ihrer Einsamkeit floh sie oft in die Welt der Bücher und fertigte selbst einige Geschichten an. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Frisörin. Erst mit dem Nachholen der Hochschulreife erwachte ihr Interesse am Schreiben wieder. Sie ist mit eigenen Beiträgen in Literaturjournalen, Gedichtbänden und Geschichtensammlungen vertreten Ihr erstes eigenes Buch, Lias Krümel, erschien 2016 im Verlag Edition Pauer.

Seit 2019 ist sie Mitglied im „Literaturclub der Frauen aus aller Welt e.V“.

Heute lebt und schreibt sie im Kreis Offenbach.

Ein Tag für
die Literatur

Alexandra Arenas

Alexa

In diesem Gewirr und Strudel
Verliere ich mich

Erzähl mir von den Himmeln
der Wärme
dem Nachwuchs
Nicht von umgekehrten
Frühlingen

Erzähl mir vom Tau
und Fingern in der Erde
für das Leben und Früchte
und Kirschen

Nicht von den offenen
Mündern
und Kindern
kalte Metalle
als Flaggen
verschlingend

Erzähl mir vom Grün
und der Umarmung
ohne die
endlose Anzahl
der Schädel
ins Auge zu fassen

Joanna Manc

***

Ich bin der Baum auf dem Feld
mit tief hängenden Zweigen –
silberglänzend.

Ich bin der Grashalm zwischen den Gleisen,
die Eile des Zugs und der Räder,
die die Stille in zwei Stücke schneiden.

Ich bin der Wind auf dem See im Osten,
der das Wasser kräuselt
und sich am Waldrand im Nebel verirrt.

Ich bin der Regen,
der die Asphaltstrasse herunterrinnt,
der Gestank über der Stadt,
der die Asphaltstrasse herunterrinnt,
der Gestank über der Stadt,
nachmittags, wenn die Augusthitze
durch die Hinterhöfe kriecht.

Ich bin der Schritt des Vorübereilenden,
der Klang seiner Absätze
auf dem kahlen Bürgersteig,
das Echo in den Gassen.

Ich bin das zaghafte Licht der Straßenlaternen
kurz bevor der Mond aufgeht
und der Große Wagen vorfährt.

Sopot-Berlin, 29.8.15

Glück

Unter normalen Umständen
nicht gesellschaftsfähig
von den Alltäglichkeiten des Alltags
misstrauisch beäugt
bei den Lebenden wenig beachtet
in den meisten Fällen sogar unerkannt

(sein entfernter Verwandter
– der Unmut –
erfreute sich schon immer
einer viel größeren Aufmerksamkeit)

Und doch …
es lässt sich nicht so leicht abschütteln

Zwischen den Blättern des Apfelbaums
vermischt es sich mit dem Saft
der Früchte, die ihre Rundheit
in unsere Hände legen

Es schlägt mit den Wellen ans Ufer
an das sandige Hellgrau
wenn die Sonne von der eigenen Hitze taumelnd
untergeht und der Tag tief Atem holt

Manchmal platzt es – auf Bach‘schen Noten reitend –
in unsere Zimmer
und macht sich tosend breit
dass die Augen schwitzen

Kinder und Hunde erkennen es am schnellsten
spüren sofort den vertrauten Geruch

Krakau-Warschau, 3.1.1995
Frankfurt, 10.8.2014

Klezmer

Musik wie
ein Besuch bei fernen Verwandten – Orient,
aber irgendwie heimisch,
fast stubenwarm.

Der Klang der Klarinette wie
in endloses Gebet
derer, die nicht mehr da sind, die
noch immer da sind, weil sie so sehr
gehen mussten.

Frankfurt, 29.8.1996 
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall

mit dem gesicht nach oben  (für j.)

mit dem gesicht nach oben liegst du nachts
dort wo dich die erde zudeckt

mittags stehst du mit uns über dir
schaust in die stille des friedhofs
die an den bäumen lehnt

wenn wir wieder gehen
legst du die sonnenstrahlen auf unsere schultern
und auf den pfaden glitzern die blätter

abends die helle lampe über dem tisch –
wir schneiden brot auf
machen tee

mit dem gesicht nach oben
lächelst du

Frankfurt, 26.2.08
Übersetzung aus dem Polnischen